So einfach ist Mission
"Doch die Zerstreuten zogen umher und verkündigten das Wort Gottes!" Apostelgeschichte. 8,4

„Ihr seid meine Zeugen!“1
Saulus zog durch die ganze Stadt und verwüstete die Gemeinde. Er ging von Haus zu Haus und zerrte Männer und Frauen heraus und ließ sie ins Gefängnis werfen. Doch die Zerstreuten zogen umher und verkündigten das Wort Gottes!“2
So geschieht Mission seit 2000 Jahren: Jesus Christus sendet und er zerstreut seine Nachfolger in die Welt und sie tragen das Wort Gottes weiter. Seit 121 Jahren gibt es die Missionsbewegung der MSOE. 26 Jahre davon darf ich nun als Leiter in diesem Dienst stehen und erlebe zwei – manchmal gegensätzliche – Entwicklungen in der Weltmission. Auf der einen Seite wird in unserer westlichen christlichen Welt alles komplizierter gemacht. Wie viele neue Konzepte, Strategien, Analysen und Methoden habe ich in den vergangenen Jahren miterlebt? Wie viele neue Anforderungsprofile werden an Missionare gestellt? Wie viele unrealistische Dinge werden von Missionaren eingefordert, die wir nur von Jesus Christus erwarten können! Wie viele Zeugen Jesu sind müde geworden, bevor der Dienst losgeht. Auf der anderen Seite gibt es immer noch einfache Männer und Frauen, die eine Berufung in den Dienst erlebt haben, die sich von Gemeinden senden lassen und einfach alles von Jesus erwarten. Wenn ich die Missionsberichte lese, dann freue ich mich an einfachen Zeugen Jesu, die einfach als Missionare unterwegs sind. Häufig sind sie schwach. Sie lieben Jesus und sind einfach bei den Menschen. Manchmal denke ich: Wir müssen die Bibel lesen und wieder viel einfacher werden in der Mission und in unseren Gemeinden.
Einfach Jesus
Es gibt kein Leben ohne Jesus Christus. Er ist der Schöpfer und Erhalter des Lebens jedes Menschen in unserer Welt.3 Es gibt darüber hinaus für Menschen, die in Christus leben, keine Chance, irgendetwas im Leben ohne ihn zu tun.4 Unser Herr Jesus Christus ist der Ursprung, der Inhalt und das Ziel jeder Missionsarbeit. „Christus starb für unsere Sünden“5 ist die prägnante Zusammenfassung des Evangeliums Gottes. Zeugen Jesu erkennt man an ihrer Einseitigkeit: Sie reden klein von Menschen und immer groß von Jesus – einfach von Jesus reden.
Einfach Glauben
Jeder Mensch, der sein Vertrauen einzig und allein auf das Erlösungswerk unseres Herrn Jesus Christus setzt, wird gerettet. Der Glaube ist einfach, weil er Gottes Werk ist.6 Gott, der HERR, schenkt durch sein Wort einem Menschen neues Leben und öffnet das Herz eines Menschen, dass er das Evangelium hören, verstehen und annehmen kann. Wem Gott das Herz geöffnet hat, der kann sich „von den Götzen weg zu Gott hin bekehren, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn Jesus aus dem Himmel erwarten, der uns rettet von dem kommenden Zorn“.7 Der Glaube wird immer schwierig, kompliziert und wankelmütig, wenn er zum Werk des Menschen wird. Was Gott durch sein Wort wirkt, das bleibt. Was Menschen durch ihr Werk tun, das vergeht. Wir sollten in der Evangelisation und Mission nichts von Menschen erwarten, sondern eindeutig, einladend, einseitig und entschieden das Wort Gottes verkündigen, so wie er selbst es uns in der Bibel vollkommen offenbart hat. Gott schenkt durch sein Wort einfach Glauben.
Einfach die Bibel
Das Bibellesen, „Bibelhören“ und „Bibeltun“ sind Gottes Werkzeug, um Menschen zu verändern. Niemals zuvor gab es eine Zeit, in der es einfacher war, eine Bibel zu bekommen und zu lesen. Niemals gab es in christlichen Gemeinden mehr Programme als heute. Aber wahrscheinlich erleben wir in unserer westlichen Welt die größte „Bibelinflation“ aller Zeiten. Für viele Christen gehören das Bibellesen und das Bibelstudium nicht mehr zu ihrem Alltag. Viele empfinden die Bibel als langweilig. Das zeigt sich auch in den Programmen vieler Gemeinden, in denen die Auslegungspredigt anhand des Bibeltextes von allgemeinen Lebensthemen, Kurzimpulsen und kreativer Anbetung abgelöst wird. Vielleicht erleben wir in vielen Gemeinden – bei allen umfangreichen Angeboten – eine geistliche Hungersnot, wie der Prophet Amos es ankündigte8, weil uns die Gottesfurcht verloren gegangen ist. Unser Umgang mit Gott, dem HERRN, wirkt sich unmittelbar auf unseren Umgang mit der Bibel aus. Wir müssen wieder einfacher einfach die Bibel lesen.
Einfach beten
Es gibt keine Gemeinschaft mit Jesus ohne das Gebet. Es gibt keine Gemeinde Jesu ohne regelmäßige Gebetsversammlungen. Es gibt keine Mission ohne Beter. Dabei ist Beten nicht vorrangig Dank, Lob und Anbetung. Das ist für Kinder Gottes selbstverständlich. Das Neue, das Jesus Christus seinen Jüngern gezeigt hat, ist die Fürbitte. Kurz bevor Jesus Christus seine Jünger in die Weltmission sandte, traf er sich mit ihnen. Wir haben eine Mitschrift dieses Gesprächs in der Bibel.9 Sechsmal wiederholt Jesus seine Aufforderung: „Wenn ihr bittet … werde ich handeln“. Spätestens wenn Jesus Christus eine Sache so oft wiederholt, sollten wir uns seine Worte zu Herzen nehmen und in unsere Lebenspraxis umsetzen. Das Gebet ist der entscheidende Faktor für die Durchführung der Mission. Dabei geht es dem Herrn nicht darum, dass einige Gläubige im Hintergrund beten. Nein, die, die gehen, sollen zuallererst und immer wieder beten! Die, die predigen und die Bibel lehren, sollen zuallererst und immer wieder beten! Die Fürbitte ist die Hauptaufgabe der Gläubigen. Was nützen umfangreiche Programme über biblische Lehre, wenn die Lehre über das Gebet fehlt. Wir sind dankbar für jeden Beter und jede Gebetsgruppe. Beten macht den Unterschied. Einfach beten!
Einfach gehen

Christen sind von Jesus Christus Gesandte. Niemand braucht einen besonderen Auftrag, zu anderen hinzugehen und ein Zeuge Jesu zu sein. Nachfolger Jesu sollen nicht auf Suchende warten, sondern selbst die Menschen suchen und finden, die das Evangelium von Jesus Christus noch nicht kennen. Der einzig sinnvolle Grund, dass es noch christliche Gemeinden mit ihren unzähligen Gemeindehäusern, Kirchen, Bethäusern und sonstigen Zentren in unserer Welt gibt, ist der Auftrag der Weltmission. Er beginnt vor der eigenen Haustür. Die Türen nach draußen sind die wichtigsten Bauteile eines Gemeindehauses. Jesus Christus zeigt uns bei seiner Sendung in die Welt, was es bedeutet, als Gesandte unterwegs zu sein. Jesus hat kein „Jesus-Zentrum“ in Galiläa aufgerichtet, zu dem die Massen geströmt sind, um Zeichen und Wunder zu erleben, um mit vielen Besuchern neue Anbetungslieder zu singen und zwischendurch eine kurzweilige Impulspredigt zu hören, wie man in der Welt glücklich leben kann. Nein, er ging von Ort zu Ort, um Menschen das Evangelium zu bringen. Er ging an die Orte, die fromme Menschen bewusst gemieden haben. Und er rief seine Nachfolger auf, hinauszugehen an die Hecken und Zäune, um Arme, Krüppel, Lahme und Blinde einzuladen zu einem Fest ohne jegliche Gegenleistung.10 Einfach hingehen! Einfach rausgehen! Einfach einladen! So einfach ist Mission.
Einfach reden
„Ihr seid meine Zeugen!“11 Ein Zeuge redet von dem, was er gehört und erlebt hat. Nachfolger Jesu denken sich keine neuen Geschichten aus, sondern erzählen die einfachen Jesus-Geschichten, die er uns in der Bibel offenbart hat. Das Evangelium ist durch Worte zu uns gekommen und wir geben es mit Worten weiter. Das Evangelium lässt sich nicht pantomimisch darstellen. Niemand kann das Evangelium mit seinem Leben darstellen. Das missionarische Zeugnis braucht das Wort. Jesus sendet einfach Menschen zu Menschen, Frauen und Männer, junge Leute und „Silver-Ager“, Reiche und Arme, Kranke und Gesunde. Unser Auftrag: Einfach von Jesus reden. Viele haben es verlernt oder schämen sich, weil sie sich so schwach vorkommen. In unseren Gemeinden ist durch die vorhandene Technik und die Erwartungshaltung der Zuhörer vieles in der Verkündigung perfektioniert worden. Dabei werden oft viele Worte gemacht, ohne wirklich etwas zu sagen. Uns geht in unseren Veranstaltungen das einfache Wort von Jesus verloren. Selbst die Verkündigung des Wortes Gottes kann zur Unterhaltung werden, wenn das Medium das Wort erschlägt. Die Berichte aus der Mission sollen Mut machen zur persönlichen Evangelisation: Einfach reden von dem, was Jesus gesagt und Jesus getan hat. Einfach Jesus bezeugen, so wie es Nachfolger Jesu seit Jahrhunderten getan haben.
Einfach warten
Zur Missionsarbeit gehört immer die Geduld. Deshalb gebraucht Jesus Christus häufig das Bild von dem Samen, der Frucht, vom Wachsen und Gedeihen.12 Wer Erntefrucht erleben will, braucht Geduld. Wie viel geistliche Scheinfrucht gibt es in der Welt! Wie viele Menschen wurden zu etwas überredet, was Gott (noch) nicht gewirkt hat? Christen, die den Glauben zu einem Werk des Menschen machen, greifen gerne zu Methoden, die schnelle Erfolge erzielen. Mission war und ist immer zuerst Aussaat auf Hoffnung. Wie oft muss ein Mensch das Evangelium hören, um es zu verstehen? Wir wissen es nicht. Aber die Berichte zeigen uns, dass es bei Jesus keine Schablonen gibt. An manchen Orten wirkt der Herr sofort Glauben, an anderen braucht es viel Zeit, um Vertrauen aufzubauen; Zeit zum Hören und zum Fragen; Zeit, damit Menschen zum Glauben an Jesus Christus finden. Einfach warten, bis Gottes „Kairos“ gekommen ist. Wir sind dankbar für alle Missionsfreunde, die mit uns zusammen diese Geduld im Dienst aufbringen. Oft ernten Gläubige Frucht, die Jahre vorher als Samen ausgesät wurde. Mission freut sich immer auch an dem, was der Herr durch andere gewirkt hat.13 Weil Jesus der Herr ist, können wir einfach warten und einfach staunen, wie Jesus Christus seine Gemeinde baut mit Menschen aus allen Völkern der Erde, bis er wiederkommt.
So einfach ist Mission, weil Jesus Christus der HERR ist.
¹ Lukas 24,48; Apostelgeschichte 1,8
² Apostelgeschichte 8,3.4;
³ Kolosser 1,15-17
⁴ Johannes 15,5;
⁵ 1. Korinther 15,3
⁶ Epheser 2,8;
⁷ aus 1. Thessalonicher 1,9.10
⁸ Amos 8,11.12;
⁹ Johannes 14-17
¹⁰ Lukas 14,13.14 und Lukas 14,23.24
¹¹ Lukas 24,48 u.a.
¹² Matthäus 13 in verschiedenen Gleichnissen
¹³ Johannes 4,35-38

Friedemann Wunderlich
Missionsleiter
Kontakt: Friedemann.Wunderlich@msoe.org