7 Gebetsanliegen für Bibelleser

7 Gebetsanliegen für Bibelleser

„Öffne meine Augen, damit ich schaue die Wunder aus deinem Wort.“ Psalm 119,18

Kein Mensch kann ohne Gottes Eingreifen zum Glauben an Jesus Christus kommen. Alles in der Welt ist durch Jesus Christus geschaffen worden und alles besteht durch ihn.1 Jeder Mensch, egal aus welchem Stamm, Volk, welcher Sprache oder Nation 2 erlebt die Bestimmung und das höchste Ziel seines Lebens allein in der ewigen Gemeinschaft mit Jesus Christus. 3 Das ist das Ziel unserer Missionsarbeit. Gestern traf ich eine Frau, die mit strahlenden Augen vor mir stand. Sie ist Griechin und mit einem Italiener verheiratet. Sie erzählte mir von einem unserer, mittlerweile verstorbenen, Missionare, der vor langer Zeit zu ihnen kam, um ihnen das Evangelium zu bringen. Sie selbst kam bald darauf zum Glauben, aber ihr Mann nicht. Und jetzt erzählte sie mir mit Tränen in den Augen, dass vor einigen Wochen ihr Mann sich (46 Jahre später) bekehrt hat. Fast ein halbes Jahrhundert hat sich Jesus Christus Zeit gelassen, um diesem Menschen die Augen seines Herzens zu öffnen. Was für eine Gnade! Was für eine Freude für dieses Ehepaar, das nun gemeinsam auf der letzten Lebensetappe zum Himmel hin unterwegs sein darf. Ja, es ist Freude im Himmel über jeden Sünder, der Buße tut.4 Und diese Freude ist ansteckend. Es gibt nichts Schöneres in der Mission, als Bekehrungen zu erleben. Auch in dieser Ausgabe unserer Missionszeitschrift dürfen wir darüber berichten. Dabei ist uns allen bewusst, dass wir diese Bekehrungen und dieses neue Leben nicht schaffen können. Wir bezeugen einfach das Evangelium Gottes. Weil die Bibel kein Buch wie jedes andere ist, brauchen wir zum Verständnis das Wirken des Heiligen Geistes. Gott öffnet die Augen, damit ein Mensch glauben kann. Die Weltmission ist Gottes Werk, um sich zu verherrlichen. Und es geschieht heute das, was die beiden Missionare Paulus und Barnabas auf ihrer erste Missionsreise erlebten, nachdem sie anderen Völkern das Evangelium verkündigten: „Als die Heiden das hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des Herrn, und es wurden alle die gläubig, die zum ewigen Leben bestimmt waren. Das Wort des Herrn aber wurde durch das ganze Land getragen.“ 5 Das ist das Geheimnis und das Wunder der Weltmission! Viele Christen sind müde geworden im Bibellesen, weil Gottes Wort ihr Herz nicht mehr erreicht. Wie können wir belebt werden? Wie können wir die Freude an der Bibel zurückgewinnen? Viele Gemeinden erleben nicht mehr, dass Jesus Christus durch die Predigt des Wortes Gottes wirkt und Menschen einfach durch das Hören des Wortes Gottes zum Glauben finden und sich bekehren. „Öffne meine Augen, damit ich schaue die Wunder in deinem Wort“. Psalm 119 öffnet uns die Tür für weitere Gebetsanliegen, damit Gottes Wort, die Bibel, wieder neu unter uns wirksam werden kann. Der Beter in Psalm 119 verwendet zehn verschiedene Ausdrücke für das Wort Gottes.6 Es geht bei allem um das Wunder von Gottes Wort, dass er uns durch seine Gnade sein Wort öffnet und sein Wort unter uns geschieht.7

Sieben Gebetsanliegen aus Psalm 119:

1. Wir beten, dass Gott sein Wort nicht vor uns verbirgt

 „Ich bin nur ein Fremder hier auf der Erde. Verbirg deine Worte nicht vor mir!“ Psalm 119,19

„Entziehe mir nicht das Wort deiner Wahrheit, denn deine Gesetze sind meine einzige Hoffnung.“ Psalm 119,43

„Aber der HERR hat euch bis zum heutigen Tag weder ein Herz gegeben zu erkennen, noch Augen zu sehen, noch Ohren zu hören“.8

Es gab und es gibt Zeiten im Leben, da verschließt Gott sein Wort. Es gab und gibt Gerichtszeiten im Volk Gottes, da läuft das Programm, aber ohne jegliche Wirkung. Es ist schrecklich, in solche Zeiten hineinzuschlittern. Kann es sein, dass wir als Christen im Westen durch unseren Lebensstil Dürrezeiten im Glauben erleben, weil Gott uns diese geistliche Hungersnot schickt? Fehlt in unseren Herzen Gottes Wort, weil sie gefüllt sind mit irdischen und menschlichen Dingen und darum kein Platz mehr ist für Jesus? Der Prophet Amos drückt diese Warnung für Gottes Volk mit drastischen Worten aus: „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, HERR, da sende ich Hunger ins Land, nicht einen Hunger nach Brot und nicht einen Durst nach Wasser, sondern danach, die Worte des HERRN zu hören. Und sie werden wanken von Meer zu Meer und vom Norden bis zum Osten. Sie werden umherschweifen, um das Wort des HERRN zu suchen, und werden es nicht finden.“9 Es macht mich nachdenklich, dass uns Geschwister aus den Kriegsgebieten in der Ukraine berichten, dass der Krieg, die Not, der Verlust irdischer Güter und das Leid den Glauben vieler Christen gereinigt hat und ein neues Erwachen für Gottes Wort entstanden ist.

2. Wir beten, dass Gott uns durch sein Wort unterrichtet

„Ich will dich loben, HERR, lehre mich deine Worte.“ Psalm 119,12

„Lehre mich, HERR, nach deinen Worten zu leben.“ Psalm 119,33

Jede willentliche Abkehr vom Wort Gottes und jede Missachtung des Willens Gottes hat Auswirkungen auf unsere Beziehung zu Jesus Christus. Die Bibelkritik, die überall zunimmt, führt uns in die geistliche Wüste. Wer Jesus liebt, der hält sein Wort.10 Wer Jesus Christus im Glauben annimmt, der tritt ein in seine Erziehungsschule. Der Herr Jesus unterrichtet seine Jünger mit dem Lernstoff, den sie brauchen und mit dem er sich verherrlicht. Das geschieht besonders auch durch den Unterricht des Leidens.

3. Wir beten, dass Gott uns Verständnis für sein Wort schenkt

„Hilf mir, die Bedeutung deiner Worte zu begreifen, und ich will über deine wunderbaren Werke nachdenken.“ Psalm 119,27

„Deine Worte sind immer gerecht; hilf mir, sie zu verstehen, damit ich leben kann.“ Psalm 119,144

Wir dürfen Gott darum bitten, dass er uns richtiges Verständnis für sein Wort schenkt. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass wir Unverständnis entwickeln für die vielen Worte der Welt, die Gottes Wort widersprechen. Es ist ein Wunder Gottes, dass wir ihn immer besser erkennen können. Wir brauchen erleuchtete Augen unseres Herzens11 für Jesus Christus, damit wir Gottes Wort verstehen und die nichtigen Dinge der Welt verblassen.

4. Wir beten, dass Gott unser Herz zu seinem Wort neigt

„Neige mein Herz zu deinem Wort und nicht zur Habgier! Halte meine Augen davon ab, nach Nichtigem zu schauen; belebe mich

in deinen Wegen!“ Psalm 119,36-37

Von Natur aus haben wir keinen Hunger nach dem Wort Gottes. Wir leiden unter „geistlicher Ageusie".12 Wir können einen Tag ohne Bibellesen erleben, ohne hungrig zu sein. Das liegt oft daran, dass wir unser Herz mit nichtigen Dingen dieser Welt füllen. Es ist Gericht Gottes, wenn er es zulässt, dass uns unsere nichtigen Dinge, die Götzen dieser Welt, satt machen. Aber wir dürfen ihn bitten, dass er täglich unseren geistlichen Geschmackssinn intakt hält. Wie gut, dass wir mit allen Krankheiten zu Jesus Christus kommen können. Er möchte, dass unsere Sinnesorgane auf ihn ausgerichtet sind. Wer sich sättigt an Gottes Wort, lebt leichter.

5. Wir beten, dass Gott uns belebt und aufweckt durch sein Wort

„Belebe mich nach deiner Gnade, so will ich das Zeugnis deines Mundes bewahren.“ Psalm 119,88

„Belebe mich und schenke mir neue Lebenskraft durch dein Wort!“ Psalm 119,154

Wie viel geistliche Müdigkeit und Trägheit hat sich bei uns persönlich, in unseren Familien und in den Gemeinden eingeschlichen? Wie schnell gewöhnen wir uns an diesen Zustand. Wir werden müde, wenn es um Jesus Christus geht. Wir sind fit für unsere Arbeit, unser Hobby und das, was uns Spaß macht. Aber wir fangen an zu gähnen, wenn es ums Bibellesen oder die Gemeinde geht. Kann es sein, dass diese Müdigkeit, die so verhängnisvolle Auswirkungen auf unser gesamtes Leben hat, mit der Wirkung des Wortes Gottes zusammenhängt? Wir brauchen keine Erweckung für besondere Gotteserfahrungen, sondern sollten dafür beten, dass wir wieder Hörer und Täter des Wortes Gottes werden. Wir brauchen keine psychologische Therapie, die an uns selbst herumbastelt, sondern werden belebt, erneuert und verändert durch das Wort Gottes, das von außen in unser Leben kommt. Die Gnade Gottes kommt durch das Wort Gottes zu uns. Die Freude an Jesus Christus weckt uns auf und erfrischt uns an jedem neuen Tag. Diese Freude ist unsere Kraft im Alltag und unser bester Schutz.

6. Wir beten, dass Gott uns feste Schritte durch sein Wort schenkt

„Mache meine Schritte fest durch dein Wort, und lass nichts Böses über mich herrschen!“ Psalm 119,133

Das Wort Gottes schenkt uns das Verstehen und führt unsere Schritte im Alltag. Das Wort Gottes ist Gottes Anleitung, welche Schritte wir gehen und welche Entscheidungen wir in allen Bereichen unseres Lebens treffen. Das Wort Gottes gibt uns klare Anleitung, welchen sicheren Weg wir mit Jesus gehen sollen, damit wir nicht unnötig stolpern, abstürzen und zu Schaden kommen. Die Bibel, die wir im Alltag lesen, etabliert sich auch in unserem Alltag. Wir brauchen den Mut, Gottes Wege in unserer Welt zu gehen, auch wenn sie nachteilig für uns sind, zu Spott und Hohn oder in die Verfolgung führen. Wer die Bibel liest und danach handelt, der hat es in der Welt schwer, weil er immer Gegenwind erlebt. Aber Jesus Christus ist bei uns durch sein Wort und er ist in uns durch den Glauben an sein Wort.

7. Wir beten, dass Gott uns durch sein Wort immer wieder neu findet

„Ich habe mich verirrt wie ein verlorenes Schaf; suche und finde mich, denn ich habe deine Worte nicht vergessen.“ Psalm 119,176

Mit diesem Gebet schließt Psalm 119. Das macht uns Mut. Nicht wir schaffen das, sondern Jesus Christus hat uns auf den Weg der Nachfolge gerufen. Er hebt uns auf, wenn wir fallen. Er lässt uns nicht liegen. Seine Gnade bringt Gottes Kinder nach Hause. Wer offene Augen und ein offenes Herz für Gottes Wort hat, der hat auch ein brennendes Herz für die Weltmission Gottes. Es wäre schön, wenn von uns allen gesagt werden könnte: „Die Zerstreuten gingen umher und verkündigten das Wort“ 13 und „das Wort Gottes wuchs und mehrte sich“.14


¹ Kolosser 1,15-17

² Offenbarung 5,9

³ Der kleine Westminster Katechismus (1647) drückt die Antwort auf die erste Frage „Was ist das höchste Ziel des Menschen?“ passend aus: „Das höchste Ziel des Menschen ist, Gott zu verherrlichen und sich für immer an ihm zu erfreuen.“ (Psalm 86; Jesaja 60,21; Römer 11,36; 1. Korinther 6,20.31 u.a.)

⁴ Lukas 15,7.10;

⁵ Apostelgeschichte 13,48-49

Aus diesem Grund gebe ich sie in allen Zitaten als „Wort Gottes“ wieder

⁷u.a. Jeremia 1,11.12; eine Formulierung, dass Wort Gottes nicht nur verkündigt wird, sondern eine Tat Gottes ist

⁸ 5. Mose 29,1-3

⁹ Amos 8,11-12

¹⁰ Johannes 14,15

¹¹ Epheser 1,18

¹² Von einer Ageusie spricht man in der Medizin, wenn jemand praktisch nichts mehr schmecken kann.

¹³ Apostelgeschichte 8,4 

14 Apostelgeschichte 12,24

 

 

 

 

 

 

 

 

Friedemann Wunderlich

Missionsleiter

Kontakt: Friedemann.Wunderlich@msoe.org